Hier ist eine Legende von den drei goldenen Säckchen:
Vor vielen hundert Jahren lebte in Myra, einer türkischen Stadt am Meer, ein Bischof namens Nikolaus. Er war gerne Bischof, denn so konnte er besonders gut für manche Menschen da sein und sie unterstützen. Eines Tages, als Bischof Nikolaus wieder einmal durch die Stadt spazierte, kam er am Stadtrand zu einer kleinen, sehr armseligen Hütte. Die Fensterscheiben waren zerbrochen, das Dach hatte Löcher, so dass Regen in die Hütte kam und der Wind durch die Räume pfiff. Als Nikolaus näher kam, sah er einen Vater mit seinen drei Kindern dort sitzen. Der Vater hatte seinen Kopf vor Sorgen schwer in die Hände gestützt, die Kinder standen eng zusammengedrängt und blickten hungrig und traurig zu ihm. “Vater, wann kaufst du wieder Brot?” jammerte das eine, “uns ist in der Nacht immer so kalt!” klagten die anderen. “Diesen Menschen muss ich helfen”, dachte Nikolaus, “ich muss irgendeinen Weg finden!” und er machte sich ungesehen wieder auf den Heimweg und grübelte ununterbrochen, wie er dem Vater und seinen Kindern helfen könnte.
“Ich glaube, ich hab’s!”, lächelte er nach einer Weile fröhlich. “Ich brauche keinen neuen Umhang, auf den kann ich verzichten. Da spare ich ein schönes Häufchen Goldstücke, und damit kann ich der Familie eine Freude bereiten.” Gedacht, getan. Schon am nächsten Abend füllte Bischof Nikolaus einen Teil der ersparten Goldstücke in ein kleines Säckchen und machte sich auf den Weg. Er eilte durch die Gassen bis zu jener Hütte. Alles war ruhig und still. Alle schliefen. Heimlich ließ Nikolaus das Säckchen durch das Fenster fallen und verschwand ebenso schnell, wie er gekommen war. “Wird das morgen Früh eine Freude sein”, dachte er froh. Und wirklich! Als am Morgen die Kinder erwachten, entdeckten sie das Säckchen. Sie glaubten ihren Augen nicht zu trauen. “Was ist das?”, “Was kann das nur sein?”, “Wo kommt das wohl her?”, so riefen sie aufgeregt durcheinander. “Vater, schnell, lass uns doch hineinschauen!”, bettelten sie neugierig. Gespannt öffnete der Vater das Säckchen und – da purzelte auch schon ein Goldstück heraus!
Quelle: dioezese-linz.at